
Demokratie verteidigen – wenn Tyrannei marschiert, braucht es Haltung
Ein Gedankengang über Kalifornien, Macht und die stille Kraft der Demokratie
Ich schreibe das hier, weil ich glaube, dass wir lernen müssen, Demokratie zu verteidigen – ohne Lautstärke, aber mit Haltung.
Demokratie verteidigen – das klingt groß. Und doch beginnt es oft im Kleinen: mit Widerspruch, mit Haltung, mit Klarheit:
Da ist diese Stadt.
Los Angeles.
Da ist dieser Staat – Kalifornien.
Für viele von uns ist das ein Ort voller Bilder: Sonne, Palmen, endlose Möglichkeiten. Eine Kulisse, die fast zu schön wirkt, um real zu sein.
Ein Ort, von dem aus Stars ihre Leben teilen, von dem Filme und Songs erzählen. Ein Bundesstaat, der wirkt wie das Versprechen Amerikas selbst:
Alles ist möglich. Jeder darf träumen. Alle gehören dazu.
Und dann:
Lesen wir Schlagzeilen, die mit diesem Bild nichts mehr zu tun haben.
Menschen, die dort leben, werden aus ihrem Alltag gerissen.
Nicht, weil sie Verbrechen begangen hätten, sondern weil jemand politisch aufräumen will – mit Macht, mit Drohung, mit öffentlicher Härte.
Ein Präsident ruft das Militär. Nicht, um Bürger zu schützen – sondern um sich selbst zu inszenieren.
Ein Präsident, der auf Widerspruch mit Trotz reagiert. Der brüllt, droht, aufstampft. Der fordert, dass Menschen festgenommen werden, die sich nicht unterordnen.
Sogar der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, soll laut ihm verhaftet werden. Newsoms Antwort?
„Come and get me, tough guy.“
Und dann reicht er Klage ein – gegen den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Weil Demokratie eben keine Einbahnstraße ist.
Das ist keine Revolte.
Das ist Widerstand im besten Sinne.
Keine Gewalt. Kein Chaos. Sondern Klarheit, Haltung, Rechtsweg.
Was mich daran bewegt:
Ich bin keine Amerikanerin. Kein Insider. Ich sitze in meiner kleinen deutschen Welt und lese, was dort passiert. Aber ich kann nicht schweigen, wenn Demokratie mit Füßen getreten wird – und das von einem Land, das für mich einst ein Vorbild war.
Ich bin aufgewachsen mit dem Bild der Vereinigten Staaten als Schutzmacht der Freiheit. Als Ort der Rede. Als Wächterin der Menschenrechte.
Und jetzt sehe ich, wie dieses Bild zerbröckelt.
Wie Drohgebärden, Gewaltfantasien und Personenkult das ersetzen, was einst demokratischer Konsens war.
Dabei ist Demokratie kein Selbstläufer.
Man muss sie einladen – wie einen alten Freund.
Man muss ihr einen Platz anbieten an seinem Tisch.
Und ihr zuhören. Wirklich zuhören.
Denn wenn man Demokratie nicht pflegt, dann zieht sie sich zurück.
Leise.
Verletzt.
Vielleicht für immer.
Und deshalb – muss man sich wehren.
Nicht mit Fäusten. Aber mit Worten. Mit Taten. Mit Haltung.
Gouverneur Newsom tut das.
Kalifornien tut das.
Und ich hoffe: Noch viele andere auch.
Denn was ich sehe, ist nicht nur ein Bundesstaat in Aufruhr.
Ich sehe einen Moment, in dem man sich entscheiden muss.
Zwischen Einschüchterung und Aufstehen.
Zwischen Ducken und Klarwerden.
Zwischen „Ich kann ja eh nichts tun“ – und: „Ich bin Teil dieser Welt, und ich sage: Nein.“
Keine Macht den Tyrannen.
Und alle Macht der Freundschaft – mit der Demokratie.Demokratie verteidigen heißt, sich nicht mit Schreien Gehör zu verschaffen – sondern mit Klarheit, Menschlichkeit und der Weigerung zu schweigen.
Kalifornien tut das gerade. Es zeigt, wie man Demokratie verteidigt – nicht mit Gewalt, sondern mit klarem Nein.

