🫀 Zwischen Herz und Haut

Was essen wir heute? – Warum das die häufigste und vielleicht wichtigste Frage in einer Beziehung ist

Es gibt Fragen, die begleiten uns durchs ganze Leben.
Große Fragen wie: Wer bin ich? oder Was will ich wirklich?
Und dann gibt es diese kleinen, alltäglichen Fragen, die so unbedeutend klingen, dass wir ihnen kaum Beachtung schenken.
Was essen wir heute? ist so eine Frage.
Eine, die auf den ersten Blick nicht viel hergibt.
Aber wenn man genauer hinschaut, steckt darin vielleicht eine der wichtigsten Einladungen an den Menschen, mit dem man das Leben teilt.

„Was essen wir heute?“
Es klingt so banal, dass man kaum darüber nachdenkt.
Und doch ist es die wohl häufigste Frage, die sich Paare im Alltag stellen.
Fast jeden Tag.
Immer wieder.
Und manchmal treibt sie uns fast in den Wahnsinn.

Denn diese Frage hat Sprengkraft.
Sie hat das Zeug dazu, Diskussionen auszulösen, Augenrollen zu provozieren oder ein genervtes „Keine Ahnung, entscheid du!“ zu ernten.
Manchmal endet sie sogar im Schweigen, weil beide hoffen, der andere würde endlich eine geniale Idee liefern.

Aber wenn wir mal genauer hinschauen, geht es bei dieser Frage oft um viel mehr als nur um Nudeln oder Reis, Suppe oder Brotzeit.
Es geht um Alltag, um Nähe, um Gemeinsamkeit.
Denn was essen wir heute bedeutet eben auch:

  • Wir teilen eine Mahlzeit.
  • Wir sitzen zusammen am Tisch.
  • Wir entscheiden gemeinsam.
  • Wir sind ein Team.

Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen.
Lange geglaubt, es gehe einfach nur um die Mahlzeit selbst.
Und noch länger habe ich erwartet, dass mein Gegenüber von selbst versteht, was ich zwischen den Zeilen eigentlich meine.

Doch das ist unfair.
Es ist unfair zu glauben, dass der andere immer automatisch erkennt, was man wirklich sagen will.
Manchmal ist es nur die Frage nach dem Abendessen.
Nicht mehr, nicht weniger.
Und trotzdem – oder gerade deshalb – ist sie wichtig.

Denn sie zeigt:
Wir gestalten diesen Tag gemeinsam weiter.
Auch wenn er vielleicht stressig war.
Auch wenn beide müde sind.
Auch wenn keiner von uns gerade Lust hat, sich Gedanken zu machen.

Was aber gefährlich wird:
Wenn man anfängt, die Frage zu werten.
Wenn man sich darüber ärgert, dass schon wieder keine klare Antwort kommt.
Oder wenn man denkt: „Der könnte sich doch auch mal kümmern.“
Dann rutscht man schnell in ein kleines Machtspiel – ohne es zu wollen.

Ich kenne das zu gut.
Ich war selbst oft enttäuscht, wenn mein Partner nur lapidar „Keine Ahnung“ gesagt hat.
Weil ich mir insgeheim gewünscht hätte, er würde sehen, was ich eigentlich brauche:
Gemeinsamkeit. Entscheidung. Aufmerksamkeit.

Aber der Punkt ist:
Es ist nicht seine Aufgabe, meine Gedanken zu erraten.
Es ist meine Aufgabe, sie klar zu machen.
Manchmal müssen wir einfach sagen, was wir wirklich meinen.
Zum Beispiel:
„Ich wünsche mir, dass wir das zusammen überlegen. Weil ich das Gefühl mag, mit dir gemeinsam etwas zu planen.“

Oder:
„Mir geht es heute gar nicht ums Essen. Mir geht’s darum, dass wir uns einen Moment Zeit füreinander nehmen.“

Wenn wir das schaffen – diese kleinen, unscheinbaren Fragen als Einladung zu sehen und nicht als lästige Pflicht –
dann wird aus „Was essen wir heute?“
plötzlich ein Moment von echter Nähe.

Vielleicht stehen dann am Ende Erbseneintopf, Milchreis oder Hawaii-Toast auf dem Tisch.
Vielleicht bleibt es auch einfach bei einem belegten Brot.
Aber das Gefühl bleibt:
Wir haben diesen Tag gemeinsam weitergedacht.
Gemeinsam entschieden.
Und gemeinsam gegessen.

Und vielleicht ist das – wenn wir ehrlich sind – viel mehr, als wir manchmal zugeben wollen.


PS:
Falls du heute noch keine Antwort bekommen hast:
Wie wäre es mit einem einfachen „Lass uns zusammen schauen“?
Das ist nämlich oft schon die halbe Miete. 😊

Nachtrag aus dem echten Leben:
Kaum war dieser Beitrag fertig, ploppte auf meinem Handy eine WhatsApp von meinem Mann auf:
„Was wollen wir essen?“

Ich schwöre, ich habe es mir nicht ausgedacht.
Manchmal schreibt das Leben die besten Fußnoten selbst. 😊

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