🪷 Körperwahrnehmung, Klinikleben, Selbstwirksamkeit

Mein Body und ich – Eine stille Rückeroberung

Es gibt Momente im Leben, da fühlt man sich nur noch wie eine Fallnummer.
Man liegt im Krankenhausbett, angeschlossen an Schläuche, überwacht von Geräten.
Irgendwann beginnt man zu glauben, dass der eigene Körper nur noch eine Hülle ist. Eine Aufgabe. Ein Problem.

Doch mein Körper war nie das Problem.
Er war erschöpft, vielleicht verzweifelt – aber nicht kaputt.
Und eines Nachts, zwischen piepsenden Monitoren und flüchtigen Visiten, habe ich ihn wiedergefunden.

Nicht mit Worten, sondern mit einem Tropf.
Mit einem Liter Mut.
Mit einem Moment, der mehr war als Routine.

Es war die Nachtschwester, die sich getraut hat, mich zu sehen.
Nicht nur die Kurve. Mich.

Dieser Text ist für meinen Körper.
Für seine Zähigkeit. Für sein Aufbäumen.
Für sein leises: „Ich bin noch da.“
Und für all die anderen Körper, die gerade kämpfen.
Oft unbeachtet. Oft übergangen. Aber voller stiller Stärke.

Ich lag da. Verkabelt. Verbunden. Durchlässig gemacht für Maschinen.
Für Tabellenwerte. Für Dinge, die angeblich zählen.

Die Zahlen sagten: „Totgefiltert.“
Die Ärztinnen und Ärzte sagten: „Unwahrscheinlich.“
Ich sagte: „Ich hab Durst.“

700 Milliliter täglich – mehr nicht.
Ich zählte die Schlucke. Ich träumte von Wasser.
Nicht von Cola, nicht von Tee – nur von Wasser.
Ganz ursprünglich. Ganz elementar.

Jeder Tropfen versickerte in mir, ohne dass etwas zurückkam.
Kein Fluss. Keine Lebendigkeit.
Nur Stille, die nicht tröstete.

Doch dann, mitten in der Nacht, war sie da.
Diese Schwester.
Sie hörte mir zu.
Sie verstand, dass ich meinen Körper wiederfinden wollte.
Nicht die Maschine. Nicht den Schichtdienst.
Mich.

Ein Liter Ringerlösung. Keine Diskussion.
Nur ein Moment des Vertrauens.
Ein Tropfen Mut – mehr brauchte es nicht.

Plötzlich spürte ich Wärme.
Bewegung.
Leben.
Es war, als würde mein Körper flüstern: „Willkommen zurück.“

Am nächsten Morgen staunten die Ärztinnen und Ärzte.
„Sieh an, die Niere springt an!“
„Da haben wir ja ganze Arbeit geleistet.“

Ich nickte.
Lächelte.
Und in mir summte es leise:
„Wir zieh’n wieder an einem Strang – mein Body und ich.“

Nicht nur wegen der Medizin.
Sondern, weil ich gespürt habe:
Da ist noch etwas.
Ein Rest Vertrauen.
Ein letzter Tropfen Hoffnung.
Und eine verdammt gute Playlist.


Musiktipp zum Text: Udo Lindenberg – Mein Body und ich
Zitat des Tages: „Manchmal muss man seinem Körper nur zeigen, dass man an ihn glaubt.“

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